Corporate Venture Capital („CVC“) ist eine Form des Venture Capital. Junge Unternehmen, insbesondere Startups, erhalten bei dieser Form der Finanzierung Risikokapital nicht von Fonds oder sonstigen Playern des Finanzbereichs, sondern eben von großen Corporates (sprich: Großkonzerne, die außerhalb der Finanzbranche tätig sind). Corporates, die diesen Weg gehen wollen, gründen dafür zumeist eigene Tochtergesellschaften, deren Zweck es ist, neue innovative Unternehmen mit geistreichen Ideen auszumachen, die zum eigenen Unternehmenszweck passen. Ziel von CVC-Beteiligungen ist es nicht nur, Profit aus dem Investment zu schlagen. Vielmehr sollen auch die Entwicklungs- und Strategieziele des eigenen Unternehmens gefördert werden. Die Corporates gehen also mit den „Newcomern“ mitunter auch strategische Partnerschaften ein.
Der Antrieb hinter diesem Modell ist schnell erklärt. Große Unternehmen und vor allem Konzerne sind Giganten, die am Markt oft beherrschende Stellung ausüben, doch ihre Größe macht sie bisweilen träge. Wird dort eine Idee geboren, kann es passieren, dass sie in den langen Entscheidungsprozessen und den bürokratischen Hürdenläufen stolpert, fällt und schlussendlich auf der Strecke bleibt. Und selbst wenn es eine Idee einmal bis zur Umsetzung schafft, vergeht bis dorthin eine lange Zeit. Dafür haben die Corporates in der Regel große finanzielle Mittel. Ihnen gegenüber stehen hingegen kleine Unternehmen, Startups, deren Gründer vermutlich gerade in seiner Garage an der neusten technologischen Idee tüftelt. Die Entscheidungswege im Startup sind kurz, es gibt bei ihm keine „Variablen“, die seine Idee behindern, außer natürlich der Mangel an finanziellen Möglichkeiten. Es ist also oft eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten. Die Geldnöte der Startups werden gestillt und die Ideen schneller in die Welt hinausgetragen, während die Giganten in eine rosige Zukunft blicken, in welcher sie weiterhin profitabel und wettbewerbsfähig bleiben.
Welcher Beliebtheit sich diese Form der Finanzierung zuletzt erfreute, zeigt eine Statistik von „PitchBook“. CVC-Vehikel waren im Jahr 2019 in der DACH-Region an nicht weniger als 225 Transaktionen mit EUR 4,6 Milliarden Gesamtvertragswert beteiligt (darunter mehrere Mega-Deals). Tendenz: steigend! Im Vergleich: Bloß zehn Jahre davor gab es bloß 69 CVC-Transaktionen mit insgesamt EUR 295 Millionen Volumen in der DACH-Region. Die Zahl hat sich also mehr als verdreifacht, das Volumen war 2019 fast 16 Mal so hoch wie 2009. Auch wenn das Corona-Jahr 2020 wohl zahlreiche geplante Transaktionen (zumindest vorläufig) zum Platzen gebracht hat, gehen wir davon aus, dass sich dieser Trend mittelfristig fortsetzen wird.
Für Österreich bleibt auch zu hoffen, dass der Gesetzgeber den Rahmen für Risikokapitalfinanzierungen (etwa durch steuerliche Anreize) noch attraktiver gestaltet. Zuletzt gab es regierungsseitig durchaus Anzeichen in diese Richtung. Wir hoffen, dass die neuen Corona-Schulden hier nicht zu einem Umdenken führen.
Mag. Valentina Treichl, BA